Jede OP beginnt mit einer Narkose. An den Deutschen Uniklinika forschen Mediziner und Pflegende daran, die Anästhesie noch schonender für den Patienten zu machen: das bedeutet weniger Bedenken, weniger Komplikationen, weniger Schmerzen.
Der Patient ist nervös. Gleich leitet das Anästhesieteam die Narkose ein. Diese letzten Minuten vor einer Operation sind entscheidend für das Befinden der Patienten – denn können die entspannt einschlafen, wachen sie nach der OP auch entspannt wieder auf. Niklas Wiechert ist deshalb vor der OP bei ihnen, beruhigt sie. „Da hilft vor allem Körperkontakt: das Halten der Hand und ein ablenkendes Gespräch über Alltägliches“, sagt der Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie am Universitätsklinikum Münster. So wie die Patienten einschlafen, würden sie schließlich wieder aufwachen. Der 28-Jährige sorgt dafür, dass ihnen dabei wohlig warm ist. Was nach Wellness klingt, hat einen ernsten medizinischen Hintergrund. Der Temperaturverlust, die „perioperative Hypothermie“, zählt zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen im OP-Saal. Niklas Wiechert fand genau darin sein Thema.
Im Rahmen seiner Weiterbildung zum Fachpfleger stieß Wiechert für eine Projektarbeit auf das präoperative „Pre-Warming“. Dabei werden die Patienten vor einem operativen Eingriff mit Hilfe von speziellen Gebläsen und Matten vorgewärmt. Schon wenige Minuten zeigen einen positiven Effekt. Der Körper wird so weit angewärmt, dass es nicht zu einem durch Narkosemittel verursachten Temperaturabfall kommt. Denn die Substanzen weiten die Gefäße und das kann Nebenwirkungen haben wie Herzrhythmusoder Gerinnungsstörungen. Wundheilungsstörungen und -infektionen sowie das postoperative Zittern sind ebenfalls mögliche Komplikationen. „Ein gutes Wärmemanagement rund um eine Operation kann deshalb enorm zum Erfolg des Eingriffs beitragen“, sagt Wiechert.
Für seine Projektarbeit führte er eine Studie am Universitätsklinikum Münster durch, an der 68 Patienten teilnahmen. Ein Teil wurde vor der Operation gewärmt, der andere nicht. Das Ergebnis war eindeutig. Nach dem „Pre-Warming“ konnte die Temperatur auch während der Operation gehalten werden. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt. „So eine warme Matte oder zusätzliche Decken in einem kalten OP-Saal wirken sich positiv auf den Patienten aus.“
Die Wärme ist zu seinem Thema geworden. Niklas Wiechert hält Vorträge dazu, berichtet von den Vorteilen. „Gutes Wärmemanagement kostet dabei nicht viel“, wirbt er für den Ansatz. Vor allem, wenn man dagegensetze, dass Komplikationen verhindert werden könnten.
Krankenpfleger Niklas Wiechert bringt als Pflegender wissenschaftliche Erkenntnisse an das Patientenbett und in den OP.